White Birches „When The Street Calls“
(Progress Productions/Broken Silence)
Monotonie schadet nie – ein Satz, mit dem man gut das zweite Album von White Birches überschreiben könnte. Beim Bandnamen ist jedoch Vorsicht geboten: Es handelt sich nicht um das fast gleichnamige norwegische Slowcore-Projekt The White Birch, sondern um das schwedische Duo Jenny Gabrielsson Mare und Fredrik Jonasson, das 2015 auf seinem Debüt „Dark Waters“ Electro-Wave mit stoisch programmierten Drummachines und Gabrielsson Mares beklemmend entschwebender Stimme koppelte – so viel Rigidität wie möglich, so viel eisige Romantik wie nötig. Auch „When The Street Calls“ paukt zu Beginn unerbittliche Rhythmen, ehe sich die Single „Howl“ erstmals verhältnismäßig locker macht – mit schmatzend nach vorne marschierenden Beats und gegen Ende panikartig aufjaulender Gitarre. Und in der zweiten Albumhälfte kommen White Birches schließlich auch beim Post-Punk an: zum Beispiel im angeraut-bassigen „False Prophets“ oder bei „Gravity“, das sein Tempo merklich reduziert, aber dafür Gabrielsson Mares Gesang umso mehr Raum gibt. Momente, in denen „When The Street Calls“ recht deutlich an Landsmännin Nicole Sabouné erinnert – mit dem Unterschied, dass Andeutungen von Dead Can Dance angesichts der streng strukturierten Songs draußen bleiben müssen. Doch gerade diese Kühle macht aus „When The Street Calls“ ein exquisites, nie eindeutig festzunagelndes Album.
Thomas Pilgrim
Rezension aus Sonic Seducer, Ausgabe 03/2018.