Visions Of Atlantis „The Deep & The Dark“
(Napalm/Universal)
Visions Of Atlantis kehren mit enorm feinsinnigen Liedern in bestechender Bestform triumphal zurück. Ästhetischer, geschmackvoller, eingängiger und insgesamt ganz einfach zeitloser und schöner als der Großteils des Genres. Für die nun 18-jährig gewordene Formation ist dieses neue Album „The Deep & The Dark“ der ersehnte und verdiente Befreiungsschlag von all den schier nicht enden wollenden Hemmnissen, Hindernissen und Ärgernissen der Vergangenheit. Sämtliche Besetzungswechsel haben sich für Drummer und Bandleader Thomas Caser am Ende doch noch vollauf gelohnt, wie man mittels des aktuellen Symphonic Metal-Spektakels erleben kann. Perfekt schlüssiges Songwriting vom Allerfeinsten, zauberhafte Wonnemelodien wie aus dem Genrebilderbuch, eine vielfach fähige, austrainierte Instrumentalsektion mitsamt bis ins Innerste bewegenden Vokalduetten einer wahrlich sensationellen Clémentine Delauney mit ebenso brillierendem Counterpart Siegfried Samer ermöglichen eine operettenhafte Vorstellung der großfeierlichen Klasse. Hierauf werden zwei sehnsüchtig gestimmte Kehlen so romantisch, innig, prunkvoll und zueinander passend vermählt, dass die Stimmbandehe als Musterbeispiel geehrt werden darf. Sämtliche Klischees werden großmeisterlich umschifft. Genuine Liebhaber und profunde Kenner dieser Stilrichtung werden aber auch wie dem imposanten „The Grand Illusion“ hocherfreut attestieren, dass der Faktor Power auf dieser optimal sortierten Liedersammlung weder vernachlässigt noch überspitzt wird. Zentriert austariert ist dies zu nennen. Und genau dieser vernünftig gehandhabte Umstand macht es aus, dass restlos alles wie aus einem Guss klingt. Überproduziert, überladen, übersterilisiert und sogar überkandidelt gerieten so einige der Veröffentlichungen aus diesem Areal, doch selbst hierbei wurde von Caser & Co. alles richtig gemacht. Denn den Atlantischen Visionären aus der Steiermark ist es zum Glück für alle trotz der ganzen gebotenen Finessen so viel wichtiger, real organisch, begreifbar menschlich und gefühlvoll seelennah zu sein. „The Deep & The Dark“ macht das Leben schöner, farbenfroher und liebevoller – ein Dauerticket für gewisse magische Momente.
Markus Eck
Rezension aus Sonic Seducer, Ausgabe 03/2018.