Virgin In Veil „Twisted Thrills“
(Danse Macabre/Alive)
Toupiert die Iros, zerfetzt die Strumpfhosen, es gibt Futter für die nächste Gothic-Pogo-Party: Der temporeiche Deathrock der finnischen Virgin In Veil taucht die Zuhörer in jenes Zwielicht, in dem dekadente Ausschweifungen, sexuelle Exzesse und das böse Erwachen am nächsten Morgen zu einem paranoiden Gesamtkunstwerk verschmelzen. Sänger Jacques Saph fegt mit französischem Akzent durch zehn Songs, von denen gerade mal das geisterhafte „Memories“ ein wenig Zeit zum Luftholen lässt. Saph beschreibt zu peitschenden Gitarren und hetzenden Drums die Freuden, die eine neunschwänzige Katze zu spenden weiß, von den sündigen Verlockungen der Nacht, vom Missbrauch des eigenen Körpers und der anschließenden Reue. Dabei scheinen Virgin In Veil auf diesem ihrem zweiten Album souveräner und mutiger im Songwriting geworden sein als noch auf dem Debüt, an das sie hier lückenlos und doch gereift anschließen. Eine druckvolle Mischung aus Oldschool-Deathrock und komplexem Punk, bei der man nebenbei den Geruch von Haarspray in der Luft zu vernehmen meint.
Georg Howahl
Rezension aus Sonic Seducer, Ausgabe 12/2017.