Umbra Et Imago „Die Unsterblichen – Das zweite Buch“
(Kussy Frosch/Indigo)
„Mir träumte“ (André Heller) Mozart und die Seinen wären beim ZDF-Frühstücksfernsehen aufgetreten. Das Moderatorenteam komplett überfordert, während „Demokratur“ erklingt. Die Schalte aufs Testbild in ständiger Nähe, da die spießigen Narrative ausgehen. Altbekannte Klischees nicht länger mehr bedient werden können. Szenenwechsel. „Ich liebe dich nicht nur“ erklingt in der Heimstatt. Zwei wahrhaft einander Liebende verstehen sofort, was gemeint ist. Kurzum: Anstatt einer artifiziell gangbaren Zweitwelt zu huldigen, wählen Mozart und Co. nunmehr die Konfrontation mit dem, was ist. Auch musikalisch scharf (aber raffiniert) gewürzt, erweist sich „Die Unsterblichen – Das zweite Buch“ als Mahnmal und Arschtreter zugleich. Dabei wird selbst dem allgegenwärtigen Zögern gar Verständnis gezollt („Aphorismen“). Mozart verurteilt nicht. Er analysiert, zieht seine Schlüsse – und wirft sie in einer zuvor kaum für möglich gehaltenen Offenheit den notorischen Nörglern zum Fraße vor. Das verdient zumindest so viel Respekt, wie sie Umbra Et Imago den beiden auf diesem Album Eingang gefundenen Coverversionen haben angedeihen lassen. Nicht nur „irgendwie“ ergibt die Anrufung von The Sweet („Ballroom Blitz“) und den Doors („Light My Fire“) kulinarischen Sinn. Zunge spricht, Zunge leckt. Vielleicht ein Album, um lebende Tote ins Geheiß der tickenden Zeitbombe zurückzuführen. PS: Zugreifen!
Stephan Wolf
Rezension aus Sonic Seducer, Ausgabe 11/2017.