Totenwald „Dirty Squats & Disco Lights“
(Plastic Bomb Records)
Ein sicherer Treffer ins blutende Herz der Batcave-Gemeinde: Totenwald klingen so cool, als hätte man sie in den 80er-Jahren in einer Eiskammer gelegt und gerade frisch aufgetaut. Sie bringen genau die richtige Rotzigkeit und Aufgekratztheit mit, die man von alten Bands wie X-Ray-Spex oder später Le Tigre kannte, wobei sie mit dem Saxophon ihres neuesten Mitglieds Ruby auch immer noch an Skeletal Family oder stellenweise an Theatre Of Hate erinnern. Das Debütalbum verbreitet trotz des taktgebenden Drumcomputers einen ungezügelten Punk-Geist, teils mit folkigen Anleihen. Die hört man – und das wird den vier Berlinern wohl nicht gefallen – besonders beim schnellen, aggressiven „Terror Age“ heraus, dessen Melodie ans hebräische Volkslied „Hava Nagila“ erinnert. Dennoch: Der Gesang von Trish, ihr hübsch rhythmisches Hetzen und Shouten, wird gewiss auf allen Underground-Batcave-Partys ankommen, vielleicht am besten mit den Songs „Shadows In Paradise“ oder „Life Sentence Train“. Eine frische Band für Menschen mit ghoulisch-verrottetem Musikgeschmack.
Georg Howahl
Rezension aus Sonic Seducer, Ausgabe 02/2018.