war auf einer der letzten Deutschland Shows in Berlin dabei. Nachdem wir den Bericht in der Printausgabe 02-2019 leider nicht vollumfänglich veröffentlichen konnten, möchten wir dieses aus gegebenen Anlass nachholen.
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The Prodigy, 27. November 2018 in der Berliner Max-Schmeling-Halle:
Die „Champions Of London“ sind zurück in den großen Arenen. Wir durften den deutschen Tourauftakt in der Hauptstadt erleben. Passend zum aktuellen Albumtitel „No Tourists“ sind die drei Briten längst keine Touristen mehr. Sie müssen nicht mehr nach dem Weg fragen. The Prodigy sind der Weg!
Den Weg begleitete diesmal das Duo Slaves aus Kent im Vorprogramm. Eigenen Angaben zufolge sollte die Band im Ursprung zu dritt sein, aber niemand wollte gemeinsam mit Isaac und Laurie spielen. Der krachige Punk-Sound fand in der Max-Schmeling-Halle durchaus Anklang.
Gegen 21:15 Uhr fiel endlich der alles verhüllende The Prodigy-Vorhang. Nachdem Mastermind Liam Howlett in Siegerpose das Publikum zu ein paar einführenden Klängen begrüßt hatte, betraten Maxim und Keith die großzügige Stage und starteten mit dem 96er Hit „Breathe“ von Null auf Hundert. Dies ließ sofort erahnen, dass das Trio neben den aktuellen Hammer-Tracks wie dem folgenden „Resonate“ nicht auf zahlreiche Meilensteine aus dem Back Catalogue verzichten würde. Zu „Nasty“ färbte sich das von zwei typisch englischen Doppelstockbussen gezierte Bühnenbild Neongrün und für die Masse gab es kein Halten mehr. Beim 2009er Hit „Omen“ kochte der Circle Pit fast über und der ganze Front Of Stage-Bereich sprang.
Mit „Champions Of London“ platzierte man eine weitere neue Nummer, welche sich spielend in die Abfolge von Hits einreihen lässt. The Prodigy machen im Jahr 2018 keine Gefangenen und verteidigen selbst nach über 25 Jahren ihren bahnbrechenden Benchmark Sound, den man immer noch am treffendsten als Big Beat bezeichnen kann. Wenn Maxim ruft „Where The F… Are My Voodoo People“, dann geht die Zeitreise zurück in die frühen 90er und heute ist die Halle gleichermaßen voller Magic People, Voodoo People! Nachdem man mit „Run With The Wolves“ das hohe Tempo beibehielt, bekam das Publikum den Wake Up Call für alle genervten Nachbarn „The Day Is My Enemy“ um die Ohren, welcher noch mit einer meisterhaften Drum’n’Bass-Improvisation abgerundet wurde. Überhaupt fiel auf, dass sich Howlett viel Zeit für Soundspielereien zwischen den Tracks ließ, was den feierwütigen Fans ein paar Verschnaufpausen einbrachte.
Wenn man sich vor Augen führt, dass zwischen „Need Some 1“, dem Opener des aktuellen Albums, und „Everybody In The Place“ mal schlappe 26 Jahre liegen, könnte etwas Wehmut aufkommen. Dafür blieb in Berlin aber keine Zeit, denn nun sollte Keith als personifizierter „Firestarter“ das Auditorium zum Brennen bringen. Dies gelang ihm im Handumdrehen und führte die Anwesenden unmittelbar durch die „Roadblox“. Mit „Light Up The Sky“ lieferte man einen weiteren Song von „No Tourists“. Die Nummer hätte genauso 1993 erschienen sein können und hätte damals wie heute großartig funktioniert. Eben aus dieser Zeit, der Zeit der düsteren Techno Clubs und Mega Raves, stammte der Folgetrack „No Good“, bevor sich dann das energiegeladene Hauptset mit „Smack My Bitch Up“ dem Ende näherte.
Zu „We Live Forever“ kehrten The Prodigy bezeichnenderweise auf die Stage zurück und leiteten die finale Runde im Moshpit ein. Vertrackte Beats begleiteten einen weiteren selten gehörten Klassiker. „Fire“ stand seit fast 23 Jahren auf keiner The Prodigy Setlist mehr und zählte damit definitiv zu den Überraschungen des Abends. Dass man nach einem solchen Konzert durchaus mal im Krankenhaus landen kann, ist hinlänglich bekannt und mit „Take Me To The Hospital“ erwartete die Fans der passende Soundtrack dazu. „Timebomb Zone“ markierte das furiose Finale des unvergesslichen Mega-Events. Die Anhänger, welche glaubten, dass zu den einleitenden Klängen von „Out Of Space“ der gleichnamige Titel folgen sollte, wurden dank einer Spielzeit von weniger als einer Minute eines Besseren belehrt. Sollte es an diesem unvergesslichen Abend etwas auszusetzen geben, dann nur, dass 20 Prodigy-Live-Tracks weiterhin Hunger auf viel mehr machen. The Prodigy sind live eine Naturgewalt, die man erlebt und überlebt haben muss.
www.theprodigy.com
Live-Bericht: Alexander Jung