Und war doch nur das halbe Vergnügen, das nun durch Teil zwei komplettiert wird. Schon aus dem Erstling hüpften einem vom melancholisch-komprimierten Synthie-Wave von The New Division bis hin zum Glam-Indie-Pop der Sheffielder A.Human zahlreiche Referenzen entgegen, und die sechs neuen Songs bringen die im Titel festgeschriebene Kindheit zumindest musikalisch zu einem versöhnlichen, wenn nicht hervorragenden Ende. Ein alles überstrahlender Hit wie das blendende „Half Pure“ ist auf Anhieb zwar nicht darunter – dafür viele Stücke, die sich erst mit Verzögerung, aber dann umso eindrucksvoller entfalten. Wer The Ninth Wave bereits vor einem halben Jahr eine Nähe zu Pale Waves bescheinigte, behält Recht, denn nun greift auch Millie Kidd in zwei Stücken zum Mikro und bildet einen sanften Widerpart zu Haydn Park-Pattersons extravangantem Barmen in „Sometimes The Silence Is Sweeter“ oder dem tosenden Abschluss „Flower Into Wounds“. Und bei aller gehobenen Klasse und emotionaler Wucht ist der größte Nutzen von „Infancy Pt II“ derjenige, der diese Platte überflüssig macht – weil man alle zwölf Songs nun endlich als zusammenhängendes Ganzes hören kann. Und dieses erweist sich, wie schon vorab zu erwarten stand, als exzellentes Debüt einer Band, die man dringend im Ohr behalten sollte.
Thomas Pilgrim
Sonic Seducer 12-2019 + Lindemann-Titelstory + The Divine Art Kalender 2020 + im Mag: Rammstein, Depeche Mode, Lacuna Coil, ASP, Mono Inc., Marilyn Manson, Apocalyptica u.v.m. |
In der aktuellen Doppelausgabe Sonic Seducer 12-2019 sprechen The Ninth Wave über den Zusammenhang zwischen den beiden Teilen von „Infancy“ und warum sie ihr Debütalbum aufgespaltet haben. |