The Bloody Beetroots „The Great Electronic Swindle“
(Last Gang Records/eOne/SPV)
Sir Bob Cornelius Rifo ist sauer. Nicht, dass es da draußen keine großartige elektronische Musik geben würde – nur wird sie meist von hanebüchenem Schrott verdeckt, so das Mastermind von The Bloody Beetroots. Mit seinem dritten Longplayer trampelt der Italiener darum vehement gegen das an, was er selbst als „The Great Electronic Swindle“ bezeichnet – und ist nicht allein: Die Gästeliste dieses Albums nimmt sich mindestens so voluminös aus wie seine bombenden, an verdröhntem Skrillex-Brostep und The Prodigy-Krawall geschulten Tracks. Die Electro-rockende Power wird oft unterstützt durch Features aus dem zupackenden bis harten Gitarrenbereich: Rival Sons-Sänger Jay Buchanan, Jane’s Addictions Perry Farrell, Anders Friden von In Flames, die britischen Hardcore-Punks Gallows – nur die prominentesten Mitstreiter, denen Rifo ein stählern bratzendes Korsett auf den Leib schweißt. Die Australier Jet, die einst „Are You Gonna Be My Girl?“ fragten, sind mit „My Name Is Thunder“ gleich zweimal vertreten – und lassen als Bonus gewaltige Holzfäller-Gitarren sprechen. Allenfalls die zwei Stücke mit dem entschwebenden Gesang der alten Weggefährtin Greta Svabo Bech tun sich kurz die Ruhe an, und den Autotune-Unfall „Hollywood Surf Club“ ignorieren wir auf die massive Spielzeit gesehen einfach mal geflissentlich. Genauso wie nach 75 Minuten den Albumtitel: „The Great Electronic Swindle“ ist alles andere als eine Mogelpackung.
Thomas Pilgrim
Rezension aus Sonic Seducer, Ausgabe 12/2017.