Spiritus Mortis „The Year Is One“
(Svart/Cargo)
Sie gelten gemeinhin als Finnlands älteste Old School-Repräsentanten des klassischen Doom Metal, inklusive devoter 70s-Huldigungen. Und wie aus lichtloser und eiskalter Vorzeit hören sich ihre köstlich kauzigen Song-Monolithen auch an, wie sie auf „The Year Is One“ inbrünstig offenbaren. Eine gewisse, ganz bewusst kultivierte Monotonie ist auch dem neuen Album erhaben zu eigen, die Typen wollen es eben genau so haben. Doch die Truppe schafft es auf ureigene Weise, der ganzen vermeintlichen Tristesse eine rituelle, faszinierende Aura des Hypnotischen zuzuschanzen, was seinen ganz eigenen Reiz entwickeln kann. Pure Perfidie verströmenden Seelenfängern wie „Holiday In The Cemetery“ entströmt lustvoll Bösartiges, das neben aller mirakulös geäußerten, entrückten Vergeistigung auch musikalisch eher schwerlich zu begreifen ist. Denn die Band bringt es tatsächlich fertig, dass alles wie aus einem Guss klingt. Stoisch um sich selbst drehende Düstermelodien, die sich wie überlange Korkenzieher ins Gemüt einschrauben, sorgen für Auflockerung. Schaurig beklemmende Zeitlupentakte wie auf einer tiefwinterlichen Begräbniszeremonie diktieren vor allem den niederen Bewegungssinnen Unterwerfung. Unheilvoll waberndes Orgelspiel wirkt geradezu einräuchernd. Die betörend eindringliche Stimme von Untergangsprophet Albert Witchfinder gibt einem schließlich den Rest; fantastisch, wie er von hoher, inhaltlicher Warte aus, geradezu von sich selbst ergriffen, seine sinistren Verse predigt. Witchfinder ist das Beste, was Spiritus Mortis passieren konnte. Die haben es drauf und haben Geschmack, verdienen also allen doomigen Respekt. Es gab früher schon mal eine Formation, bei der dies anfänglich doch ganz ähnlich war: Black Sabbath.
Markus Eck
Rezension aus Sonic Seducer, Ausgabe 12/2016.