Düster, desillusioniert, dräuend und über weite Strecken abgekämpft klingt das siebte Album der isländischen Chimären, das trotz des englischen Titels bis auf eine Ausnahme in ihrer Landessprache gehalten ist. Anstatt einen weiteren Schritt nach vorn vollziehen Sólstafir gleich mehrere in alle Himmelsrichtungen: Einen zurück in ihre Black Metal-Anfänge wie im tobenden „Dionysus“, einen seitwärts in eine noch konsequentere Ausleuchtung zwischen hell und dunkel und einen nach vorn wie in der experimentellen Post-Rock-Nummer „Rökkur“ mit ihren Streichern und Xylophonklängen. Eine Bestandsaufnahme des bisherigen Weges bei gleichzeitiger behutsamer Neuausrichtung und einer noch tieferen Auseinandersetzung mit der Dunkelheit in uns allen: „Endless Twilight Of Codependent Love“ ist vielleicht nicht das beste Werk der Isländer. Aber wahrscheinlich ihr Spannendstes und Forderndstes – und zugleich zweifellos ihr Bedeutsamstes. Und natürlich eines, das wie immer eine einzigartige Aura, melodische Intensität, isländische Weite und einem allgegenwärtigen Gefühl der Trauer mit sich zieht. Wohin, bleibt ungewiss.
Björn Springorum
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(aw)