Wild Beasts
„Present Tense“
(Domino/GoodToGo)
Ganz und gar nicht biestig: Wild Beasts aus dem nordwestenglischen Kendal spielen einen derart graziösen, fragilen Indie-Kammerpop, dass selbst ihre sanft swingende Durchbruch-Single „The Devil’s Crayon“ vom Debüt „Limbo, Panto“ vergleichsweise aufrührerischen Charakter besaß. Spätestens seit dem 2011er Album „Smother“ bewegt sich das Quartett zusehends in Richtung fast körperloser Elektronik. Nur gelegentlich tapst ein Song wie „Mecca“ schwerelos auf Gitarren und diskretem Beat voran, während Sänger Hayden Thorpe sein markantes Falsett ein wenig herunterschraubt und inzwischen wie eine aufgeräumtere Version von Scott Walker klingt. Seine Band vermengt glasklar arrangierte Keyboards und federnde Percussions zu einem ungemein dichten Sound, der sich sowohl mit dem Post-Pop der Dänen Efterklang als auch mit den Mini-Hymnen von Bell X1 auskennt. Vorsicht ist trotzdem geboten, denn die Briten befinden sich analog zum Titel auch auf ihrem vierten Longplayer im Hier und Jetzt und vertreten ihre künstlerischen Überzeugungen kompromisslos – nicht umsonst warnt Thorpe auf der Single „Wanderlust“: ‚Don’t confuse me with someone who gives a fuck.’ Was die Briten sogar irgendwie in die Nähe von Mark Stewart rückt, dem auf seiner letzten Platte ein ähnlicher Satz entfuhr. Nur dass Wild Beasts ihr Anliegen mit weitaus weniger Druck an den Hörer bringen – aber mit mindestens genauso viel Klasse.
Thomas Pilgrim
Veröffentlicht: 03/2014
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