Wieloryb
„Root“
(Hands/Cargo)
Nach dem polnischen Wort für Walfisch (oder einem gleichnamigen Kinderbuch) benannt, handelt es sich bei „Root“ um das sechste Album des für seine energetischen Liveshows berühmt berüchtigte Duos von der Küste unseres schönen östlichen Nachbarlandes. Und es ist das mit Abstand beste der bisherigen Bandhistorie. Goethe war Dichter, Wieloryb sind dichter. Keine Lücke bleibt unausgefüllt, Strukturen und Rhythmen verbeißen sich in biestigen Lärm und den Anspruch einer gekonnten Ausarbeitung. Wieloryb riskieren viel und gewinnen fast alles. Fast alles: Denn auf die volle Distanz verliert sich die Spannung doch ein wenig in Beliebigkeit. Eine kürzere Laufzeit, verbunden mit einer noch entschlosseneren Umsetzung der gegebenen Ideen, und „Root“ könnte den Zenit des Projekts markieren. So aber bleibt noch Luft nach oben, auch wenn die wall of sound von Wieloryb sich schon jetzt auf die Atemwege legt wie drei Päckchen Camel ohne im Asbestwerk weggequarzt. Hardcore Industrial-Electro mit Anspruch. Kompliment nach Danzig.
Stephan Wolf
Veröffentlicht: 07-08/2014