(SPV/Alive)
Zwar veröffentlichten Deutschlands Minimalelektroniker Nummer eins neben Hits wie „Schweben, fliegen und fallen“, „Arbeit adelt!“, „Deine Augen“ und „Monoton + Minimal“ in den letzten 25 Jahren eine ganze Reihe weiterer Songs, die getrost Klassiker genannt werden dürfen, doch in der jüngeren Vergangenheit setzten Welle: Erdball teilweise andere Schwerpunkte. Nach dem Ausstieg der jahrelang omnipräsenten Sängerin Plastique folgte ein herausfordernder Umbruch, der nun definitiv bewältigt ist. Lasst uns also fröhlich sein, denn Plastiques Nachfolgerin Lady Lilas gesangliche Fähigkeiten klingen verbessert und Welle: Erdball finden mit „Gaudeamus Igitur“ zu einstiger Stärke zurück: Schöne Melodien, Tiefgang, Wortwitz, gelebter Eskapismus und versiert recherchierte Geschichten werden geboten. „Vespa 50N Special“, „20.000 Meilen unter dem Meer“, „L’Inconnue De La Seine“ und das auf dem Amphi Festival 2016. gemeinsam mit Fans komponierte C64-Stück „Stirb mir nicht weg“ hinterlassen bleibenden Eindruck, und auch die weiteren Lieder sind hörenswert. Die Neuauflage des bereits 1998 auf „Der Sinn des Lebens“ enthaltenen „Nur mit mir allein“ ist ein deutlicher Fingerzeig darauf, dass sich das Quartett konsequent auf traditionelle Tugenden und Inhalte besinnt. Neben dem konkurrenzlos guten „Die Wunderwelt der Technik“ und „Chaos total“ gehört dieses außergewöhnlich umfangreiche Minialbum zu den drei bisher besten Welle: Erdball Veröffentlichungen dieses Jahrtausends. Perfekte Unterhaltung!
Kai Reinbold
Veröffentlicht: 05/2017