We Invented Paris
„Rocket Spaceship Thing“
(Spectacular Spectacular/Cargo)
Ja was denn nun? Hat das Schweizer Künstlerkollektiv um Sänger Flavian Graber nun tatsächlich die französische Hauptstadt erfunden – oder doch bloß das Steampunk-Gebilde auf dem Cover seines zweiten Albums? Okay: wahrscheinlich weder das eine noch das andere. Die Hauptsache ist jedoch, We Invented Paris konzentrieren sich weiterhin so erfolgreich auf ihre Musik wie hier. Da können kulturpessimistische Medien noch so sehr fordern, der Begriff Hipster solle 2014. abgeschafft werden – natürlich bemüht sich der so ausladende wie rhythmusbetonte Indie-Pop der Eidgenossen um Angesagtheit. Er stellt aber auch klar, dass die Band zweifelsohne zu den Guten gehört. Genauer gesagt zu denen, die federnde Gitarrenläufe mit feiner Melancholie, Folk-Anwandlungen und der einen oder anderen dynamischen perkussiven Note verbinden. Was We Invented Paris oft in die Nähe von Arcade Fire rückt, die manche nicht zu Unrecht für die momentan beste Band der Welt halten. Wenn die Electronics wie ein diszipliniertes Kammerorchester klingen und von „Polar Bears“ oder dem „Elephant Waltz“ die Rede ist, wirkt „Rocket Spaceship Thing“, als würden sich Graber und My Heart Belongs To Cecilia Winter gegenseitig Gedichte vorlesen – und bei Letzteren handelt es sich immerhin um die momentan beste Band der Schweiz. Ideale Voraussetzungen also für ein Album, das zwar nicht abgeht wie eine Rakete, aber das Herz rundum wärmt. Denn womöglich kommt der richtig kalte Winter ja erst noch.
Thomas Pilgrim
Veröffentlicht: 02/2014
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