(Nettwerk/Warner)
Elektropop hat viele Gesichter. Im Falle der Isländer Vök ist das Antlitz in die wechselnden Farben einer Lichtorgel getaucht, nur um im nächsten Moment in einen schattigen Winkel des Clubs zu entschwinden. Vieles ist nicht so, wie es zunächst scheint: „BTO“ klingt sanft und verströmt mit gehauchten Vocals Chill-Out-Flair. Dabei hat der Song eine Botschaft. „Do you think about us?“, fragt Sängerin Margrét Rán. Es geht um die Unterdrückten auf dieser Welt. Der entspannten Grundstimmung der Musik tut das keinen Abbruch. Auch die Sehnsucht danach, ein One-Night-Stand möge zu etwas Größerem werden, die „Don’t Let Me Go“ einfängt, ist überraschend harmonisch verpackt, als wollten die vier Musiker aus Reykjavík mit Bedacht für eine warme, einladende Atmosphäre sorgen und einem dabei vielsagend lächelnd abgründige Inhalte unterjubeln. Das ist die eine Seite der Medaille. Die andere repräsentieren Stücke wie „Crime“, die das verunsichernd-bedrohlicher Element auch kompositorisch widerspiegeln. „Show Me“, einer der Höhepunkte des Albums, fungiert als Bindeglied. Hier geht die anschmiegsame Leichtigkeit im Mittelteil kurz in düstere Klänge über, die nichts mit dem entspannten Refrain der Nummer zu tun haben. Bei der ersten Begegnung mag „Figure“ ziemlich verschmust wirken. Bei intensiverer Beschäftigung aber offenbaren sich reizvolle Brüche und eine Menge spannender Details. So wird dieses Debüt zu einer Entdeckungsreise für pop-affine Hörer mit Sinn für Feinheiten.
Christoph Kutzer
Veröffentlicht: 05/2017
No results found.