Bereits für die erste CD-Veröffentlichung gelingt es dem noch jungen Abyss-Label, eine Reihe namhafter Gruppen aus der internationalen Industrial und Avantgardeszene auf einer CD zu vereinen. So unterschiedlich die Meinungen der vertreten Künstler zum vorgegebenen Thema „Krieg“ auch sein mögen, so unterschiedlich sind sie auch in ihrer musikalischen Ausdrucksform. Die franzöischen Gruppen Leitmotiv und N.L.C.nähern sich auf neo-klassischen Wege der Thematik, wobei „Blood For An Absurd Ideology“ von Leitmotiv durch die eingesetzten Trommeln an Kraft gegewinnt. Jack Or Jive zeigen sich gewohnt zerbrechlich, diesmal jedoch weniger songorientiert, und setzten auf ein minimales Motiv und stimmliche Klangmalerei. Collection D’Arnell-Andrea sind mit gewohnt schöner ätherischer Popmusik vertreten, welche durchaus auch ein größeres Publikum ansprechen könnte. Ungleich düsterere Klänge liefern die Hybryds ab, während sich Kirlian Camera und der Hybryds-Ableger Ah Cama Sotz an minimalen elektronischen Rhytmus-Sequencen versuchen. Allerseelens „Gilbhard in Stahlgewittern“ überrascht durch den für dieses Projekt ungewohnten Einsatz von Metal-Gitarrenloops und schwerer Technobeats, ist aber dennoch als gelungen zu bezeichnen. Etwas langatmig klingt hingegen der Beitrag der Norweger Oral Constitution, an die man ansonsten höhere Erwartungen stellen kann. Der Abschluß erfolgt durch ein feierliches Werk sakraler Klangkunst, live dargeboten durch die allseits bekannten Autopsia. Dank des hohen musikalischen Niveaus endlich einmal wieder eine Compilation, welche aus der Masse der allmonatlich erscheinenen Sampler herausragt. / Ein ähnliches Publikum wie das der vorangegangenden CD wird sich durch eine Veröffentlichung mit dem Titel „Prager Kodex“ angesprochen fühlen. Hierbei handelt es sich um einen ü£berblick über das Schaffen des Autopsia-Kopfes Milinkovic. Neben zwei unveröffentlichten Tracks seines Hauptprojektes gibt es hier nun erstmalig die Möglichkeit, seinen Projekten Hussite und Splendor Solis zu lauschen. ü£berraschen wird es sicherlich niemanden zu erfahren, daß diese nicht zum Stilbruch ansetzten, sondern nur andere Nuancen des Autopsia Neo-Klassik- und Sakralstils beleuchten, auch wenn Splendor Solis nicht vor Dancebeats zurückschrecken. Trotzdem ist das Material durchgänig hörenswert, und wird so vielleicht den einen oder anderen neuen Anhänger für die Musik Milinkovics begeistern können.
Veröffentlicht: 1995
1995 findest du Hier finest Sonic-Secucer Ausgaben aus dem Jahr 1995