Review
Artist: V. A.
Titel: Ceremonial - A Tribute to Joy Division
- Artist: V. A.
- Label/Vetrieb: EFA, Tess Records
Wenn mich mein Gedächtnis nicht täuscht, dürfte „CeremonialÔÇØ die dritte oder vierte Compilation mit ausschließlich Joy Division Coverversionen sein. Knackpunkt solcher Sampler ist, daß die beteiligten Bands meist die Originale lediglich nachspielen, anstelle sie neu zu interpretieren, oder daß sie die ursprünglichen Interpreten völlig demontieren – was allerdings in einigen Fällen durchaus angebracht ist. Viel zu selten sind jedoch Cover, die den Geist des Originals beibehalten, aber ihn andererseits auch neue Seiten im Ausdruck abgewinnen, um sich nicht ihre eigene Existenzberechtigung zu entziehen. Den Anfang auf „CeremonialÔÇØ erledigt mit Ikon eine Band, deren musikalische Identität nicht allzuweit von Joy Divison entfernt ist. Ihre Bearbeitung von „ShadowplayÔÇØ kommt stimmungsmäßig dem Original somit recht nahe, allerdings wurde die Instrumentierung etwas aufgelockert. Im Gegensatz dazu steht die Version von Phobia, welche stark in Richtung konventioneller Gothic-Rock tendiert. Trance to the Sun widmen sich den Stücken „IsolationÔÇØ und „Love Will Tear Us ApartÔÇØ. Während „IsolationÔÇØ weg von seiner unterkühlten Atmosphäre in Richtung hallozigener Psychedelik-Pop geht, wurde „Love Will Tear Us ApartÔÇØ mit Orchestertrommeln und sehnsüchtigen Frauengesang völlig neu interpretiert. Noch besser gefällt mir jedoch Opium Denüs Version dieses wohl atypischsten Joy Division Songs als Mischung aus Folk, Siouxie & the Banshees und gekonnter Percussion-Arbeit, welches zu den eigenständigsten Songs auf diesem Sampler gehört. Sehr viel vom ü£bungskellercharme bleibt erhalten bei „WarsawÔÇØ von You Shriek, und Sub Version gelingt es sogar, „Heart & SoulÔÇØ auf ein elektronisches Arrangement zu transportieren, ohne die Stimmung des Songs zu ruinieren. Den stärksten Eigencharakter entwickelt jedoch Lycias „In A Lonley PlaceÔÇØ – eine eiskalte Klangsäule, welche im Stimmungsgehalt dem Original beinahe vollkommen ebenbürtig ist. Aber wie fast alle Compilations hat auch „CeremonialÔÇØ seine Schattenseiten: Der für viele Sampler obligatorische Totalausfall heißt hier Decaf und versucht „Dead SoulsÔÇØ wie einen zweitklassigen Nirvana-Song klingen zu lassen. Zu sehr vor Ehrfurcht erstarrt sind Wreckage und Corpus Delicti. Ihre Fassungen von „AtmosphereÔÇØ sind zwar gekonnt nachgespielt, klammern sich jedoch Note für Note am Original. Eine Kritik, die sich weitest auch auf Shadowlight (ÔÇØThe EternalÔÇØ) anwenden läßt, auch wenn diese zumindest die Instrumentierung durch zusätzliche Soundspielereien ergänzt haben. Also, etwas mehr Mut bei der nächsten Coverversion. Für alle anderen gilt: Klassenziel erreicht. Setzen.
Veröffentlicht: 1996
1996 findest du Hier finest Sonic-Secucer Ausgaben aus dem Jahr 1996