(Tough Love/Cargo)
Wer mag Ulrika Spacek sein? Die außereheliche Schwippschwester der Hauptdarstellerin aus der ersten Verfilmung von Stephen Kings „Carrie“? Gute Frage – das britische Quintett hält sich über die Herkunft seines Namens bedeckt und fokussiert sich auf dem zweiten Longplayer nach „The Album Paranoia“ lieber auf spröde-reduzierten Indie-Rock. Und obwohl sich Ulrika Spacek in Berlin gründeten und inzwischen in London ansässig sind, schlurft „Modern English Decoration“ hörbar Richtung New York davon – oft in die Zeit, als Television und Sonic Youth die amerikanische Spielart des Genres etablierten beziehungsweise Post-Punk zum ersten Mal vorläufig endlagerten. Manchmal geht es auch noch weiter in die Vergangenheit – nicht umsonst enthielt die jüngste Ulrika Spacek-Single eine Coverversion von The Velvet Undergrounds „Lady Godiva’s Operation“. Neben monoton schneidenden Kühlschrank-Gitarren und mal verhallenden, mal angespitzten Riffs gibt es hier mit „Silvertonic“ oder „Everything, All The Time“ außerdem ungeduldig nach vorne schiebende Uptempo-Tracks, sodass auch jeder nervös zappeln wird, der das letztjährige „Deluxe“-Album von Omni aus Atlanta noch in Ohr und Beinen hat. Und so erweist sich dieser 46-minütige Batzen Minimalkompakt aus LoFi, Psychedelia und Kraut als äußerst dekorativ.
Thomas Pilgrim
Veröffentlicht: 06/2017
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