Tying Tiffany
„Drop”
(Trisol Music/Soulfood)
Diese eigenwillige, atemberaubend Chamäleon-gleiche, wunderschöne Dame aus Italien bleibt ihrer Devise treu: Sie möchte sich nicht allzu oft selbst zitieren, liebt den musikalischen Wandel, versucht, jedem ihrer Alben ein eigenes, sich vom Vorgänger deutlich unterscheidendes Gesicht zu geben. Das gelingt ihr zweifelsohne: Während das 2012er Album „Dark Days White Nights“ eine wilde, oftmals durchaus aggressive Mischung aus New Wave, Post-Punk und Deathrock darstellte, zieht sich die Sängerin nun in ein lasziv-verrucht-melancholisches Klanggefilde zurück. Ihre klare, verletzliche Stimme, in lange Hallräume gesetzt, durchschwirrt Arrangements, die vor allem aus elektronischen Elementen aufgebaut sind. Schwebende, zehrende Flächen, sich ins Ohr schraubende Synth-Melodien, scharfe Sequenzen und an die Neunziger erinnernde Loops bilden das Setting für Tiffanys oftmals sehr verlockende, elegische, sich selbst auskostende Gesangsbögen, die den Hörer mitten ins Herz zu treffen vermögen. Es werden wunderbare Atmosphären erschaffen, die vorrangig von Sehnsucht und Traurigkeit zu künden scheinen. So erschafft sie ein Werk für wehmütige Stunden der leisen Sehnsucht. Und doch bleibt festzuhalten: wenn das nächste Werk wieder ein bisschen mehr von ihrer katzengleichen Wildheit präsentiert, wenn hier und da auch mal wieder Post-Punk aufkreischt – dann dürfte das nicht allzu bedauerlich sein. Da die Lady aber den steten Wandel sucht, wird sie wohl andere Pfade wählen. Doch die kann man, wen wundert’s, schwerlich vorausahnen.
Kym Gnuch
Veröffentlicht: 03/2014
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