(False Idols/!K7/Indigo)
Nostalgiker, für die „Maxinquaye“ eine Offenbarung war, sollten auf Trickys neuem Album sofort ans Ende springen: Dort singt zum ersten Mal seit 2003 seine einstige Muse und Lebensgefährtin Martina Topley-Bird. „When We Die“ heißt der Song, ist zwar nicht der beste Track auf dem Album, aber der intimste. Wie schon viele Songs auf den Alben zuvor kreist er um den frühen Tod von Trickys Mutter. Der Tod tritt auch in „Dark Days“ in Erscheinung, ein raviger Electro-Track mit Mina Rosa am Mikro. „Ununiform“ ist, was den Gesang anbelangt, ein extrem abwechslungsreiches Album: Neben Topley-Bird und Mina Rose singen Francesca Belmonte, Asia Argento, Avalon Lursk und Terra Lopez, komplettiert von den russischen Rappern Scriptonite und Smoky Mo. Tiefergelegte Hosen und kiloschwere Goldketten muss man aber keine erwarten, denn auch wenn „Same As It Ever Was“ und „Bang Boogie“ erhöhte HipHop-Anteile haben, sind die Raps doch perfekt in Trickys tief groovenden Downbeat-Electro-Sound eingepflegt. Druckvoll, mitternächtlich und urban ist die Atmosphäre von „Ununiform“. Zwar beteuert Tricky, er gehe in seiner Wahlheimat Berlin kaum in Clubs, aber spürt man doch einen Vibe durchgemachter Nächte. Schön ist auch, dass Tricky wie schon auf „Skilled Mechanics“ die eigene Stimme nicht in den Hintergrund mischt. Mit dem jazzig, tiefenentspannten TripHop von „The Only Way“ gibt er ihr sogar mehr Raum als je zuvor. Ein Highlight auf einem Album voller Highlights.
Torsten Schäfer
Veröffentlicht: 10/2017