In den letzten sechs Jahren wird Tricky sich bestimmt mehr als einmal gefragt haben, was er da mit seinem stilbildenden 1995er Debüt „Maxinquaye“ bloß angerichtet hat. Seiner Ansicht nach sicher nichts Gutes, und auf den rasch folgenden Alben war schnell Schluß mit lustig. Zerrissene mood swings, schiefe Big Beats, zwanghafte HipHop-Credibility, dazu die mürrischen Vocals eines Nicht-Sängers mit Wolldecke im Mund ÔÇô sperrig, aber unhörbar. Heute wissen wir: Der Mann litt jahrelang an einer seltenen Kombination aus Immunschwäche und Nahrungsmittelallergie und hätte folglich ins Spital statt ins Studio gehört. 2001 erfreut sich Tricky wieder bester Gesundheit, und das gilt auch für seine Musik. „Blowback“ ist ein launiger Zirkus aus Groove, Power und Melodie geworden und enthält mehr potentielle Hits als alle anderen Alben zusammen. Die Düsternis wird zwar stellenweise beibehalten, aber in Songs wie dem tollen Einstieg „Excess“ mit einer Wärme im Sound gekoppelt, die, sagen wir, Mark Bell auch schon der letzten Depeche Mode verpaßt hat. „Evolution Revolution Love“ und „You DonÔÇÖt Wanna“ wandeln an nicht für möglich gehaltenen Sonnenseiten upliftenden Soul-Grooves, und sogar Trickys rockender Onkel Finlay Quaye scheint bei „Wonder Woman“ Spuren hinterlassen zu haben. Auch die Texte werden mit Hilfe illustrer Gäste wie Alanis Morissette, Cyndi Lauper und Live-Sänger Ed Kowalczyk ganz weit nach vorne gemischt, und zwischen dieser Offenheit und dem Gegrummel früherer Tage liegen Welten. Tricky macht (wieder) Musik und „Blowback“ mal endlich richtig Spaß. Massivste Attacke seit langem.
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