(Domino/GoodToGo)
Nur mal angenommen, südostasiatische Gefilde, vornehmlich die Philippinen – oder auch Indonesien – erwiesen sich als irdische Proto-Paradiese, die (im offenen Vollzug westlich konnotierter Assimilation) eine verbindliche Idee von Weltfrieden präludierten. Und die – musikalisch – flankierenden Stimmungskanonen ungefähr so schallten wie Trailer Trash Tracys. Bis nach Lateinamerika, wo dann auch dort – etwa anhand einer entsprechend modifizierten Steel Drum (die sich anschickt, ein Vibraphon zu sein) – Identifikation gestiftet werden würde. Was wiederum den Bogen nach Japan schlüge. Um dort zwischen (für europäische Verhältnisse) überdreht sterilem Bling-Bling und einem – übrigens auch in Echtzeit bereits etablierten – Masayoshi Fujita, sozusagen als Friedensvirus, vermittelnd zu grassieren. Mit „Althaea“, ursprünglich als Score für einen Raya Martin-Film konzipiert, entwirft das letztlich „nur“ in London ansässige Duo Aromen einer durch und durch genesenen Welt, die sich nicht, vor allem aber auch nicht zuletzt, durch kulturelle Durchlässigkeit auszeichnet. Die völlige Absenz einer aufs Konfrontative hinauslaufenden Zurschaustellung von „Exotik“ oder „anheimelnder Fremde“ mag dabei den prägnantesten Vorzug einer musikalischen Verfassung abgeben, die willentlich entgrenzt, ohne in den gönnerhaft nivellierenden Ruch klischeebehafteter „Weltmusik“ zu geraten. Doch Achtung und Vorsicht! Mehr als nur dezent schwingt auf „Althaea“ schwärendes Bedauern mit. Das Bedauern um das Traumhafte des – mittels der Musik – doch so greifbar gewordenen Paradieses namens Leben. An jedem denkbaren Ort.
Stephan Wolf
Veröffentlicht: 09/2017
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