(Unmade Road/Caroline/Universal)
Die schlechte Nachricht: Everything But The Girl haben sich anscheinend endgültig aufgelöst. Die gute: Theoretisch könnte das Duo diesen Umstand jederzeit rückgängig machen – schließlich sind Tracey Thorn und Ben Watt seit 34 Jahren verheiratet. Bis es so weit ist, kochen beide ihr eigenes musikalisches Süppchen. Watt zuletzt 2016. auf „Fever Dream“, Thorn auf ihrem fünften Soloalbum mit dem entwaffnend simplen Titel, das sie selbst augenzwinkernd als feministisches Manifest bezeichnet. Was man folglich nicht allzu ernst nehmen sollte. Vielmehr sinniert die Britin in Songs wie „Sister“ oder „Babies“ geistreich über ihre Person, widmet „Go“ ihren inzwischen volljährigen Kindern und lässt die neun Songs vom an Goldfrapp, Ladytron oder The Chemical Brothers geschulten Produzenten Ewan Pearson in ein schlankes elektronisches Gewand stecken. Das ist den seinerzeit von Todd Terry abgemischten Everything But The Girl-Songs wie „Missing“ oft nicht unähnlich, erstrahlt aber manchmal auch im Disco-Glitzerfummel. So etwa beim aufgekratzten Abschluss „Dancefloor“, wo Thorn wie eine unprätentiöse Róisín Murphy ohne exaltierte Klamotten klingt, oder im ähnlich dynamischen „Guitar“, das die würdevolle Grandezza Marianne Faithfulls ausstrahlt. Shura und Corinne Bailey Rae tun als prominente Gäste gerne mit – und wir hören gerne zu.
Thomas Pilgrim
Veröffentlicht: 04/2018
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