(Space Race Records/EK Product)
Auch auf seinem vierten Longplayer beliebt der Norditaliener Christian Ryder allenfalls vordergründig zu scherzen. So auch der Albumtitel sowie das Artwork auf den ersten Blick ironisierend oder gar spöttisch intendiert erscheinen mögen, verbaut er auf „Very Industrial People“ jede Menge gesellschaftskritisch seriösen Zündstoff. Dabei rührt er einen jederzeit pointierten Mix aus bestens abgehangenen Stilmitteln an, bei dem die Grenzen zwischen dem Flair von Electro-Pionieren der achtziger Jahre und den Insignien eines seitdem eher unorthodoxen Verständnisses für elektrifizierte Ausdrucksformen fließend verlaufen. Für uneingeschränkt abwechslungsreiche Unterhaltung ist also ebenso gesorgt wie für eine auch intellektuell ansprechende Auseinandersetzung mit den fragwürdigen Erscheinungsformen unserer Epoche. Dabei verfährt TourdeForce bei Weitem nicht so martialisch überhöht, wie das besagte Artwork suggeriert. Und auch das Aggressionslevel bleibt mit den Statuten eines leichtfüßig inszenierten Electro-Wave vereinbar. Wären da nicht die sich im Verlauf von „Very Industrial People“ häufenden Brechungen im Detail, die dem Album Schärfe und seinen thematischen Anliegen Spitzen verleihen. Das von Jenna Christensen (Retrogramme) einfühlsam vorgetragene „Panic“ (die Coverversion eines Songs der Italo-Kult-Horrorrocker Death SS) sei angesichts der gebotenen Bandbreite als erste Orientierungshilfe empfohlen.
Stephan Wolf
Veröffentlicht: 03/2018
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