(Pale Essence Music/Believe)
„Ein fernes Irrlicht“ eröffnet das zweite Album der süddeutschen Schwarzmetaller im Filmvorspann-Gestus. Danny Elfman lässt grüßen. Nur ist der bislang nicht durch Blastbeats, und sägende Gitarren auffällig geworden, wie sie Totengeflüster im Folgenden etwa zum Einstieg in „Verfall und Siechtum“ auffahren – garniert mit kratzbürstiger Vokalarbeit zwischen Keifen, Gilfen und Grunzen. Natürlich sind Vergleiche immer gefährlich. In diesem Fall aber kann man nicht umhin, eine gewisse Geistesverwandtschaft zu Cradle Of Filth festzustellen. Nicht unbedingt musikalisch, wo auch diverse andere Genregrößen anklingen, sondern vor allem was den Hang zu einer eher düster-romantischen Gesamtanlage angeht. Statt Vampiren oder Dantes Inferno widmet man sich textlich allerdings etwas weit Greifbarerem: der Vergänglichkeit. Das ist ein heikles Thema und der Anspruch des Fünfers an die Umsetzung ist einigermaßen groß. So muss man zunächst lobend erwähnen, dass die Band trotz einiger klischiert wirkender Titel wie „Des Mondes bleiche Kinder“ nicht im Sumpf des Abgedroschenen oder Austauschbaren versinkt. Der stimmliche Facettenreichtum, Ideen wie das Mörderriff in „Totengeflüster“, der Wechsel zwischen Aggression („Ich lebe!“) und hörspielartigen Passagen – das alles hat Substanz. Die orchestralen Klänge sind noch ausbaufähig, aber gut eingesetzt, Abwechslung ist garantiert. Wer die eingängigere Variante des finsteren Schwermetalls zu schätzen weiß, sollte diesem vielversprechenden Zweitwerk unbedingt ein Ohr leihen.
Christoph Kutzer
Veröffentlicht: 09/2017
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