(Temple Of Torturous/Cargo)
Trond Engum und Rune Hoemsnes, beide ehemals bei The 3rd And The Mortal aktiv, betätigen sich hier zum vierten Mal als ambitionierte Klanglandschaftsmaler. Die verwendeten Farben bewegen sich vorwiegend im Spektrum zwischen Blutrot und Nachtschwarz. Schönheit leuchtet immer wieder auf, doch der Sog in die Tiefe ist unaufhaltsam. Wer nicht versinkt, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit von einem plötzlich aufklaffenden Abgrund verschlungen. Um die Reise durch die dunkle Welt von The Soundbyte so emotional und aufwühlend wie möglich zu gestalten, kommen neben Engums Gitarre, die mal mit markerschütternden Riffs Lawinengefahr auslöst, mal klagend heult, Blechbläser, ein Cello oder Gastvokalistin Kirsti Huke zum Zuge, die in „Floating“ für den berührendsten und intimsten Moment des Albums sorgt. Die Stimme der Jazz-Sängerin aus Trondheim passt exzellent zur TripHop-verwandten Atmosphäre des Stücks, funktioniert aber auch im Kontext des experimentelleren, auf perkussiven Sounds aufbauenden „Estranged“. Solche Nummern sorgen dafür, dass „Solitary IV“ trotz eingängiger Passagen kein Spaziergang ist. Sie liefern die nötige Reibung und Anspannung, die Momente wie den Einstieg ins abschließende „Solitary“ erst recht runtergehen lassen wie Öl. Doch Vorsicht: Auch hinter diesen schwelgerischen Takten lauert eine Überraschung. Fordernd und faszinierend.
Christoph Kutzer
Veröffentlicht: 07/2017
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