The Raveonettes
„Pe’ahi“
(Beat Dies/Alive)
Nicht umsonst trug das letzte Album der Raveonettes den Titel „Observator“: Fans von Sune Rose Wagner und Sharin Foo sollten nämlich immer die Augen offen halten, da ihre Lieblinge in Sachen Albumveröffentlichungen meist von der schnellen Truppe sind. Im Falle von „Pe’ahi“ nützte allerdings auch das nichts: Das gute Stück erschien auf Wunsch der Band ganz ohne Vorwarnung. Überraschung geglückt – und dann auch wieder nicht. Denn auch auf der Platte, die nach der größten Welle der Welt benannt ist, gibt es wieder alles, was man an den Raveonettes kennt und schätzt: schrill zerspringende Riffs, rabiate Fuzz-Gitarren und Foos im Hallraum umherirrende Stimme, die sich aber stets erfolgreich gegen die steilen Soundwände behauptet. Dennoch weisen die zehn Songs mit bockig rotierenden Beatbox-Rhythmen und angezogener Brachialitäts-Schraube in den Arrangements deutlich in die Vergangenheit – nicht nur in Richtung des ersten Minialbums „Whip It On“, sondern sogar bis hin zu den Doors, deren „Break On Through“ der Opener „Endless Sleeper“ listig nachbaut. Danach deuten Stücke wie das detailfreudig durchzwirbelte „Killer In The Streets“ weitaus unmissverständlicher auf die Tanzfläche als die des oft verhuschten Vorgängers. Dreht die Rhythmusmaschine einmal richtig durch, sind sogar A Place To Bury Strangers nicht weit – was auch an der Mitarbeit von Nine Inch Nails-Sozius Justin Meldal-Johnsen liegen dürfte. Und so machen The Raveonettes passend zum Hochsommer weiterhin verstrahlt-suizidäre Surfmusik mit lieblichen Untertönen. Gefährlich gut.
Thomas Pilgrim
Veröffentlicht: 09/2014