(Eternal Sound/Membran)
Das EKG piepst und man ahnt es schon: Lang wird das bei einer Band wie den Pussybats nicht gut gehen. Da ist es dann auch schon, das langgezogene Fiepen. Der Patient ist tot. Nun haben die Stuttgarter Glam-Gothrocker zwar ab und an einen etwas rauen Humor, aber auch einen Hang dazu, das Leben zu feiern. So setzt „One Last Night“ nahtlos den Defibrillator an. Das Riff rockt, die Refrain-Melodie bleibt hängen. Das kann man als überzeugendes Lebenszeichen durchgehen lassen. Auch das Remake des Band-Klassikers „Dead By Dawn“ sitzt. Hier paaren sich satte Gitarren mit schleppendem gotischem Rock. Die Idee, Billy Idols „Dancing By Myself“ von den 179 bpm des Originals auf geschätzte 137 Bpm herunterzuschrauben, um dem Song mehr düstere Schwere zu verleihen, geht hingegen zumindest auf Tonträger nur bedingt auf. Sehr gut funktionieren dann wieder das ansprechend kantige: „No More Frollein Nightmare“ mit Stuart Anstis (Ex-Cradle Of Filth) an der Leadgitarre oder „Alive“, das fast selbstironisch wirkt. Nicht zu vergessen „Devil’s Bay“, mit dem man dem populären Piratengenre huldigt. So ungehemmt rocken dürften die Herrschaften ruhig häufiger. Gewöhnungsbedürftig ist der teilweise stark im Vordergrund stehende Gesang von Frontmann Sid. Da das Quartett selbst produziert hat, vermute ich eine bewusste Entscheidung, an der sich nun die Geister der Außenstehenden scheiden werden. Wie auch immer: Dass die Pussybats den Biss haben, auch nach zehn nicht immer einfachen Jahren weiterzumachen, ist ausgesprochen erfreulich. Willkommen zurück!
Christoph Kutzer
Veröffentlicht: 04/2017