The Drums
„Encyclopedia“
(Minor Records/INgrooves/Rough Trade)
Nichts ist älter als der Indie-Hype vom letzten Jahr. Insofern haben die Drums alles richtig gemacht, schließlich liegt die letzte Hype-Welle bei ihnen schon drei Jahre zurück. Nach einer solch langen Pause gilt man in Indiekreisen ja schon fast wieder als Neuentdeckung. Bei den Drums war der Grund für die Pause allerdings eine Krise, die zur Zerreißprobe für die Band aus Brooklyn geworden ist. Am Ende blieben nur Johnny Pierce und Jacob Graham übrig, die ein paar der besten Britpop-Songs der letzten Jahre aufgenommen haben, auch wenn sie gar nicht in England entstanden sind. Wunderschön etwa die entspannte, fast lahmarschige Gitarren-Hymne „I Hope Time Doesn’t Change Him“, in der die Keyboards im Hintergrund flirrende Sounds ausbreiten, die gut zu einem Sonnenuntergang passen würden. Hingegen erinnert „Kiss Me Again“ melodisch und instrumental an den Durchbruch-Hit „Let’s Go Surfing“. Die Falsett-Stimme kommt öfter zum Einsatz, etwa bei „Face Of God“, was einen beinahe außerirdischen Eindruck erzeugt. „Encyclopedia“ scheut sich nicht vor Experimenten, denn es gibt vieles, was noch nie auf einer Platte der Drums zu hören war, es verliert allerdings nie seine Poppigkeit – und knüpft insofern recht gut an die beiden ersten Erfolgsalben an.
Georg Howahl
Veröffentlicht: 10/2014
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