Susanne Blech
„Welt verhindern“
(Cat In The Box/Broken Silence)
Die Maschinen laufen wieder heiß: Schon Susanne Blechs Zweitling „Triumph der Maschine“ stellte mit wortgewandtem Kulturpessimismus und aggressivem Witz klar, dass punkig stampfender Electro-Pop auch jenseits von Bratze-Realitätsdeform und Jägermeister-Schubrakete Marke Deichkind funktioniert. Da waren Kollegen wie Egotronic und sogar Scooter ganz aus dem Häuschen und remixten fröhlich drauflos. Für Album Nummer drei fährt das Rhein-Ruhr-Septett nun noch dickere Namen auf: Der ehemalige Snap!-MC Turbo B sorgt für angepissten Gastrap, Benjamin von Stuckrad-Barre schraubt an den Texten, und auch Stritzi Streuner traut sich aus der Frittenbude. Namhafte Features, die sowohl Partycrowd als auch Feuilleton aufhorchen lassen – wirklich nötig hätte „Welt verhindern“ sie allerdings nicht. Auch ohne Prominenz führt an wilden Zuckungen nämlich nichts vorbei, wenn „1.000 Jahre Kraftwerk“ die Düsseldorfer Pioniere gleichzeitig feiert und genüsslich dekonstruiert oder „Liebe Neue Deutsche Welle“ dem Achtziger-Trend zu „Blue Monday“-Beatzitat krachend den Allerwertesten versohlt. Sogar Markus Lanz kriegt im tumultösen Kracher „Wir werden alle nicht Ernst Jünger“ sein Fett weg – wissen Susanne Blech angesichts der jüngsten „Wetten, dass…?“-Entwicklungen etwa mehr als wir? Sehr wahrscheinlich, denn würden sie sonst „Die Katzen von Beate Zschäpe“ streicheln und „Aktenzeichen Internet“ ein Stück namens „Schick mir ein Fax“ folgen lassen? Fragen über Fragen – die jedoch nichts an einem weiteren großartigen Album ändern.
Thomas Pilgrim
Veröffentlicht: 05/2014
No results found.