Surveillance
„Oceania“
(23db Records/Import)
Als Tom Shear mit dem kostenlosen Vorab-Download „Rise“ für sein neues Nebenprojekt Surveillance warb, konnte man der Innovation gegenüber seiner Hauptband Assemblage 23 noch durchaus skeptisch gegenüber stehen. Ein wenig experimenteller zwar, vielleicht auch eine Spur düsterer und ein Schritt mehr in Richtung Bodymusic waren die Ansage und auch das gelieferte Ergebnis. Als Bonustrack auf einem A23-Album wäre „Rise“ aber allemal durchgegangen. Neun Tracks später ist die Legitimation von Surveillance gegeben. Zu befreit spielt Shear auf „Oceania“ auf, als dass man ihm eine lieblose Resteverwertung vorwerfen wollte. So gerät gleich der Opener „I Was There“ zu einem Midtempo-Stampfer, der mit den Gastvocals von Opern-Chanteuse Carolyn Powers sogar ein wenig an Die Form erinnert. Das folgende „Thoughtcrime“ eröffnet dagegen mit einer Harmonie, die von Martin Gore entwendet sein könnte, sich mit seinem Stadion-würdigen Refrain dann aber mehr und mehr zu einem echten Electro-Reißer aufbaut. „Husk“ – wiederum mit weiblichem Mikro-Support – geriert sich als zerrissene Ballade und markiert zweifellos den emotionalen Tiefpunkt auf „Oceania“. Wer dann doch noch ein bisschen A23-Soundalike bekommen will, wird mit dem eher gemächlichen, aber gleichfalls durchdringenden „Eye To Eye“ sowie der Uptempo-Nummer „Belief“ bedient. Surveillance ist somit anders als seinerzeit Nerve Filter kein Seitenprojekt, bei dem Tom Shear alles Vertraute fahren lässt, er zu Experimenten aber bereit ist.
Marc Urban
Veröffentlicht: 04/2014
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