Vor 106 Jahren erschien der Roman „The Red Badge Of CourageÔÇØ (dt: Die rote Tapferkeitsmedaille), den John Huston 1951 mit Audie Murphy in der Hauptrolle des jugendlichen Henry Fleming verfilmte. Henry meldet sich freiwillig zur Nordstaatenarmee und gerät in die Wirren des amerikanischen Bürgerkrieges. An dem besonders in England erfolgreichen Roman kommt kein Student der Amerikanistik vorbei, gehört er doch unzweifelhaft zum literarischen Kanon. Besonders gelungen ist die Darstellung der psychologischen Innenansichten, die man insbesondere von einem Nachgeborenen wie Crane (1871-1900) nicht erwartet hätte. Die Reaktionen auf die existentiellen Gegebenheiten des Krieges sind überaus glaubhaft, weil ehrlich und fern tumben Heldentums dargestellt. Ebenso wie dem literarischen Erzähler gelingt es auch dem hörbaren Erzähler Walter Lewis, den Figuren Leben einzuhauchen. Auf übertriebene Stimmenfärbungen für die jeweiligen Charaktere wird verzichtet, was dem Stoff gerecht wird. Gleichwohl werden sowohl Dialekte als auch Idiolekte vergeben. Die Anforderungen an Hörerinnen und Hörer sind nicht von der Hand zu weisen. Mit etwas mehr als sechseinhalb Stunden Gesamtspielzeit ist eine gewisse Ausdauer vonnöten. Immerhin wird durch Indexierung von Kapiteln der Wiedereinstieg erleichtert. Die Anforderungen an die Sprachkenntnisse sind nicht übermäßig hoch, da Crane nicht Schriftsteller wurde, um mit seinem gigantischen Wortschatz zu prahlen. Gleichwohl wächst das Wirkungspotential des Werkes mit der Tiefe des Verständnisses des Dargestellten. Walter Lewis spricht sehr distinguiert, einige Kapitelenden werden mit klassischer Musik untermalt. Einen Hinweis auf Kürzung des Romans konnte ich nicht finden, so daß davon auszugehen ist, daß keine Zugeständnisse an das Format „Hörbuch“ gemacht werden mußten, was aber auch angesichts des übersichtlichen Romanumfanges nicht notwendig gewesen wäre. Das Format Hörbuch an sich gehorcht anderen Regeln als konventionelle Musikaufnahmen, birgt aber auch spezifische Verlockungen, die insbesondere für Leserinnen und Leser mit Hang zum Anglophilen reizvoll sind.
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