(Spinefarm/Universal)
Eine schöne Geschichte, die uns Dustin Bates da auftischt: Als Elektroingenieur mit Hang zur Astronomie gründet er im Auftrag einer ominösen Starset Society eine sich aus weiteren Wissenschaftlern zusammensetzende Band, steckt sie in Raumanzüge und veröffentlicht 2014. mit „Transmissions“ ein Debütalbum, das die pseudo-futurologischen Anwandlungen zumindest stellenweise in interessant gehaltenen Soundscapes auslebt. Mit diesen ist es auf dem Nachfolger „Vessel“ vorbei. Und Dustin Bates zeigt sein wahres Gesicht. Er möchte so sein (und so groß werden) wie 30 Seconds To Mars. Oder besser noch, wie „Last To Fall“ endgültig klarmacht, wie Linkin Park. Zu diesem Zweck wird nahezu alles verwurstet, was sich in den Giftmülldepots des Nullerjahre-Konsensrock tummelt. Stadionpathos trifft auf Autotune, Schwulst auf „gesunde“ Härte. Und das alles stets auf der Suche nach einem ultimativen Refrain, an dem die Welt (im Falle von Starset also der gesamte Kosmos) genesen mag. Wäre das an sich nicht porentief verwerflich, könnte man „Vessel“ als gelungenen, wenn eben auch nicht ernst gemeinten Spaß anerkennen. Und tatsächlich vermag das Album, ein Lächeln ins Gesicht zu provozieren. Wenn auch ein gequältes. Oder gar schallendes Gelächter – angesichts der Chuzpe, mit der hier überkommene Songstrukturen auf eine kaum mehr für möglich gehaltene Spitze getrieben werden. Vorschlag zur Güte: „Vessel“ ist herrlich unterhaltsamer Quatsch für mutige Nostalgiker.
Stephan Wolf
Veröffentlicht: 02/2017
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