(Auerbach Tonträger/Prophecy/Soulfood)
Selbstverständlich geht es auch bei phänomenalen und weit über sich selbst hinaus verweisenden Alben in erster Linie um das Songmaterial und seine Aufbereitung. In dieser Hinsicht bleiben auf „Amour Braque“ größere Überraschungen aus. Simone H. Salvatori hat seinen unvergleichlichen Suicide Pop samt Italowestern-Outfit und pervertierter Grandezza spätestens mit „Armageddon Gigolo“, einem Klassiker der Moderne, auf Kiellinie gezogen und stilistisch ausdefiniert. Seitdem geht es an die Feinarbeit. Und diese ist ihm hiermit vollends gelungen. Dem ewigen Thema der (körperlichen) Liebe und dem (auch) ihr immanenten Leidensdruck gewidmet, – ein Blick auf das von Saturno Buttò kongenial gestaltete Cover mag zur Klärung des Gemeinten vollauf genügen – dem Rigorismus schnörkelloser Liedkunst geschuldet. Die Frage, ob sich der inzwischen sozusagen mit einem Copyright versehene Sound von Spiritual Front nun vornehmlich aus Neofolk, Tango, Mariachi-Vibes, Badalamenti-Stimmungen oder gemeinen Dancefloor-Referenzen („Pain Is Love“) speist, verliert angesichts der Aufrichtigkeit von Vortrag, Setting und Pose auf „Amour Braque“ ihren Gegenstand. Dagegen lässt die gebotene Hitdichte die Vorstellung zu, dass dieses Album sogar dort vernommen wird, wo es nicht hingehört. Doch allein schon die galanten Texte werden dafür sorgen, dass es hierzu nicht kommt. „Amour Braque“ – vom Könner für Kenner, Eingeweihte und Wissende.
Stephan Wolf
Veröffentlicht: 04/2018