Review
Artist: SONO
Titel: Solid State
- Artist: SONO
- Label/Vetrieb: Polydor, Universal, Zeitgeist
In der Not schmeckt das Krustenbrot auch ohne Wurst. Will sagen: Was einem Sono auf ihrem Debüt um die Ohren zimmern, ist zwar so knochentrocken wie der legendäre Ham-Ham-Burger eines ostfriesischen Götterboten, aber an scharfer Knackigkeit kaum zu überbieten. Schon die erste Single „Keep Control“ hielt mit zischigen Hi-Hats und voluminös pumpender Sequenz Einzug in Tanzschuppen und Charts, und der Nachfolger „Blame“ nagelte nicht minder prächtig auf die zuckenden Synapsen ein. Synthi-Pop, minimaler Technodance und ein paar Messerspitzen 80er-Revival sind die Zutaten von Sonos Musik, die aber, wie man vielleicht vermuten könnte, keineswegs überladen daherwalzt, sondern listig die Kunst des Weglassens pflegt. Eine Knattersequenz, ein präziser Rhythmus, ein paar melodische Tüpfelchen und Lennart A. Salomons skandierender bis säuselnder Gesang – fertig sind 13 Stücke, die einen trotz limitierten Zutatenvorrats in immer neue Stimmungen stürzen. Die neue Single „2000 Guns“ koppelt supersparsame Pop-Versatzstücke mit abgeschnittenen Sequenzen (wetten, die Jungs kennen auch „Hide U“ von Kosheenü, wehe Balladen wie „Red Sky“ drücken auf die Verzweiflungsdrüse, und im brillanten „Still The Drug“ lassen komische Knarz-Sounds und eine ewige Melodie das Herz im loopigen Trance-Feeling arbeiten. „Solid State“ fesselt und fasziniert und erreicht mit reduziertesten Mitteln maximale Sogwirkung, so daß ein Spannungsbogen zwischen Melancholie und elektronischer Strenge entsteht, der nur gefühlt, aber kaum rational erfaßt werden kann. Nur beim polterigen „Movin‘ On“ konnten Sono zum maschinellen Rock einmal nicht nein sagen, doch selbst hier ist die Band peinlich darauf bedacht, ja nichts umzuschmeißen. ü£berzeugender Aggregatzustand. Wenig ist mehr als genug.
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