(Merge Records/Cargo)
18 Minuten sind schnell vorbei. Es gibt sogar Post-Rock-Bands, die in dieser Zeit gerade mal ein Stück schaffen. Für Eva Moolchan undenkbar: Die Frau aus Washington (DC) veröffentlicht ganze Alben mit dieser für einen sogenannten Longplayer ausnehmend bescheidenen Spieldauer. Doch die Kunst des Weglassens bedeutet auf „It’s A Myth“ nicht nur eine Durchschnittslänge von weniger als zwei Minuten pro Track: Auch die abgemagerten Songs haben nicht ein Gramm Fleisch zu viel auf den Knochen. Zumeist genügen eine spartanisch programmierte Drummachine, ein paar analogelektronische Tupfer und Moolchans scheinbar unschuldiger Gesang, um kurze, aber eindringlich pumpende Skizzen zu entwerfen. Erst ab dem vierten Stück drückt sich zusätzlich eine knorrige Bassgitarre unter der Tür durch und rundet die rohen Songbrachen der Amerikanerin ab – ein Job, den beim herrlich schlanken Shuffle „Look Like That“ noch eine stoisch durchlaufende Sequenz erledigt. Und auch in der Folge gönnt sich „It’s A Myth“ einige mikroskopische Hits wie „Act Out“ oder das groovende „Future“, treibt sein Spiel mit den reduzierten Aspekten abgedunkelten Post-Punks und berücksichtigt sowohl Einst und Jetzt: Die legendären walisischen New Wave-Minimalisten Young Marble Giants hallen auf diesem brillant abgespeckten Album genauso wider wie deren neuzeitliche Grantel-Wiedergänger Prinzhorn Dance School. Diese benötigten zuletzt übrigens 22 Minuten für eine Platte – von Sneaks können also sogar sie noch lernen.
Thomas Pilgrim
Veröffentlicht: 04/2017
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