Review
Artist: SNEAKER PIMPS
Titel: Bloodsport
- Artist: SNEAKER PIMPS
- Label/Vetrieb: EastWest, TommyBoy
Nicht jeder darf, was die Sneaker Pimps dürfen. Zum Beispiel nach einem gefeierten TripHop-Debüt den Kompliziertheitsfaktor auf dem Nachfolger hochschrauben und die allerorts gelobte Sängerin kicken. „Splinter“ machte seinem Namen alle Ehre, schlich kaum mal trippig und flockig daher, wozu der nun auch als Vokalist tätige Chris Corner zersplittert-gebrochene Melancholie vortrug, tonnenschwere Kronos-Quartet-Samples und Bombast-Chöre inklusive. Eine Platte, deren traurige Schönheit sich frühestens nach dem fünften Bier offenbarte – dann aber richtig. Daß Corner auf der Bühne anläßlich der letzten Tour als Placebo-Support abwechselnd einem bemitleidenswerten New Romantic-Magersuchtopfer und einer weinflaschenschwenkenden Diva glich, ließ eine gewisse Zweischneidigkeit des neuen Materials bereits erahnen – und tatsächlich haben die Sneaker Pimps auf „Bloodsport“ das Steuer wieder in eine andere Richtung herumgerissen. Knorriger Electro-Rock tritt an die Stelle von hüpfenden Grooves und Torch Song-Schwerblütigkeit. Spätestens jetzt erklärt sich auch der Rausschmiß von Sängerin Kelli Dayton: Die Direktheit und Roheit des Albums weist nämlich zuweilen in Richtung von Molokos „Things To Make And Do“, ein Vergleich, mit dem die Band hier bei weiblichen Vocals wohl überhäuft würde – und wie jemand anders zu klingen, war den Sneaker Pimps ja von jeher zu doof. Dunkel bis schlechtgelaunt geht es auf „Bloodsport“ zwar trotzdem zu, doch im Gegensatz zu den homogenen Vorgängern faszinieren diesmal gerade die Zerrissenheit und das aggressive Schwanken zwischen kleinlauten Unterschwelligkeiten („Black Sheep“, „Loretta Young Silks“) oder zerrenden, elektrisierten Power-Brocken wie „Kiro TV“ oder der Single „Sick“. „Bloodsport“ ist keine leichte Kost, aber kämpft sich unablässig durch den langen Tunnel in den, na ja, zumindest an die Pop-Erdoberfläche.
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