Sin Cos Tan
„Afterlife“
(Solina Records/Cargo)
Gibt es ein Leben nach dem Tod? Oder gar nach dem Electroclash, obwohl verschiedentlich behauptet wurde, dieser habe nie existiert? Jori Hulkkonen sieht das sicher anders: Unter dem Pseudonym Zyntherius zeichnete er mit dem Kanadier Tiga für die Coverversion von Corey Harts „Sunglasses At Night“ verantwortlich, einen Evergreen der umstrittenen Bewegung. Spröde und elektronisch geht es auch bei seinem Duo Sin Cos Tan zu, namentlich Hulkkonen und Sänger Juho Paalusmaa – aber nicht so knochentrocken, wie der trigonometrische Bandname suggeriert. Zu reizend sind die diskret pochenden, synthetischen Pop-Songs, die ihren Appeal aus der Reduktion aufs Wesentliche und aus kleinen Soundtupfern beziehen. Hulkkonens Clubmusik-Background kommt dabei genauso zur Geltung wie behutsame Referenzen an die achtziger Jahre: Während sich die tolle Single „Limbo“ ausgekocht ins Ohr und auf die Tanzfläche schleicht, bauen Sin Cos Tan mit „Ritual“ eine Retro-Köstlichkeit, die sich der gleichen Strahlemann-Keyboards bedient wie OMDs „Metroland“. Und da wir grad bei Electroclash waren: Diesen lässt vor allem der analoge Klopfer „Avant Garde“ Revue passieren – und das nicht nur, weil Fischerspooners Casey die zweite Stimme übernimmt. Ein formidabler Gastauftritt, den das zweite Sin Cos Tan-Album innerhalb eines Jahres im Grunde aber gar nicht nötig hätte. Aber was reden wir da: Das dritte befindet sich offensichtlich schon in der Mache. Immer her damit.
Thomas Pilgrim
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