Review
Artist: SIMON FISHER TURNER
Titel: Swift (CD + DVD)
- Artist: SIMON FISHER TURNER
- Label/Vetrieb: Mute, Virgin
Das mit den Filmen im Kopf des Interpreten ist bekanntlich so eine Sache. Bei Soundtracks und cineastisch wertvollen Platten schwirren meist genauso viele visuelle Pendants durch die Luft, wie es Hörer für die Musik gibt, und so kommt es vor, daß der eine dabei eine Winterlandschaft mit einem Baum drauf und der nächste einen schleimigen grünen Dinosaurier sieht. Simon Fisher Turner kennt den Sachverhalt – gerade seine Musik zu Derek Jarmans Experimentalfilm „Blue“ ließ bei einer Leinwand in ebendieser Farbe geradezu unendliche Optionen fürs geistige Auge. Ein multimedial logischer und fälliger Schritt also, zu seinem neuem Album die Bilder direkt auf DVD mitzuliefern. Der Film „Swift“ von Adam Shepard ist eine kunstbeflissene Reise an alle möglichen Orte der Welt, beladen mit Reverb-Effekten und Farbspielen, die ständig zwischen Tempo und Langsamkeit oszilliert. Den Soundtrack der Audio-CD spielte Turner, seines Zeichens ÔÇÜUKüs Greatest Living Biospherist‘, im Sessionformat mit Hilfe mehrerer Tonnen Studiogäste sowie mit dem (tatsächlich so heißenden) Action Jackson Orchestra Perhaps ein, und das reicht von zerfaserten Psycho-Jazz-Brocken über suggestive Minimal-Elektronik mit laszivem weiblichem Sprechgesang bis hin zu schockeffektartigem Industrial-Gerüttel – das wird allerdings weitgehend als unsanftes Vehikel benutzt, um den Hörer von einer Stimmung in die nächste zu reißen. Clicks’n’Cuts nach Ovalprocess-Manier gucken auch mal kurz um die Ecke, und mit dem siebenminütigen „Sandsong“ liefern Turner und Regisseur Shepard eine hinreißende Interpretation des beliebten Genres Rauch-Film: So könnte es aussehen, wenn Aki Kaurismäki kein Drehbuch mehr einfällt. Bei CD wie DVD wird übrigens der Gebrauch der Random-Taste empfohlen – viel Spaß also bei einem zufallsgesteuerten Cut-Up-Trip in Echtzeit, bei dem das Ende schon wieder sowas wie der Anfang ist. Siehe oben.
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