Review
Artist: Sigur R??s
Titel: ( )
- Artist: Sigur R??s
- Label/Vetrieb: PIAS
Wenn man in seiner Heimat die Auszeichnung für das beste Album des Jahrhunderts einsackt wie die Isländer Sigur Rüs, dann muß man sich schon was einfallen lassen, um daran angemessen anzuknüpfen. Daß sie nun mit „( )“, dessen Titel korrekt auszusprechen gar nicht so einfach ist, ein komplexes Gesamtkunstwerk ans Licht holen, ist da schon konsequent. So ist nicht nur der Albumtitel Interpretationssache, auch die acht zwischen sechseinhalb und 13 Minuten langen Stücke sind unbetitelt und im zwölfseitigen Booklet aus Transparentpapier findet sich abgesehen von der Webadresse der Band nicht ein geschriebenes Wort. Gekrönt wird das Ganze von dem auf dem Kunststoffschuber der Verpackung angebrachten Aufkleber mit dem Barcode, der die gedruckte Bitte enthält, diesen nach dem Erwerb des Albums zu entfernen. Somit ist der Hörer ziemlich auf sich allein gestellt bzw. wird mit der Musik alleingelassen. Und die hat es in sich. Die Songs zu beschreiben, fällt schwer, so hangelt man sich beim Hören von einer Assoziation zur nächsten. Düstere Herbsttage voller Melancholie, an denen irgendwann die Sonne den grauen Himmel aufreißt und einen mit ein paar Strahlen wärmt, sehnsüchtige Erinnerungen an Verlorenes und Vergessenes, unerfülltes Verlangen und dann wieder einkehrende innere Ruhe, die all unsere weltlichen ü¤ngste unwichtig scheinen läßt. Und so weiter. Dabei entführt einen „( )“ schon alleine aufgrund seiner getragenen, fast schleppenden, aber doch eher schwebenden Art von Anfang an in seine eigene Welt aus Wehmut, Sehnsucht, Schmerz und immer wieder ein bißchen Hoffnung, dem bißchen, das einen über Wasser hält. Erst in den letzten drei Albumminuten steigt das Tempo etwas an, scheint das Leben zurückzukehren und „( )“ einen auf den Wiedereintritt in die Realität vorbereiten zu wollen, aus der Trance zu erwecken und die Reise ins Ich zu beenden. Birgissons instrumentenartig eingesetzter Gesang verleiht dem Ganzen eine zusätzliche Dosis Nacktheit und Verletzlichkeit, die dieses Album so authentisch und letztendlich auch so magisch machen. Durch das Konzept der uneingeschränkten Assoziationsfreiheit des Rezipienten wird jedoch jeder nur das in „( )“ erkennen und entdecken, was in ihm selbst steckt, womit die Scheibe mit Sicherheit nicht jedermanns Sache ist. Wenn man aber bereit ist, sich auf „( )“ einzulassen, wird man damit eine interessante Zeit haben und bekommt etwas über 70 Minuten lang Gelegenheit, in sich selbst hineinzuhorchen. Auf eigene Gefahr, versteht sich.
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