(Felte/Cargo)
Eine halbe Stunde Zeit? Länger brauchen Sextile aus Los Angeles auf ihrem zweiten Album nämlich nicht, um ihre ruppige, ansatzweise apokalyptische Sichtweise von Post-Punk durchzupauken. Auch wenn diese Verortung zunächst nicht gerade naheliegt, da „Albeit Living“ mit einer trockenen Analogsequenz anhebt, die beinahe den Tatbestand von Electronic Body Music erfüllt, und die Single „One Of These“ mit verschärftem Tempo im mehr oder weniger gleichen Sinne wie der Opener „AVC“ weitermacht. Die Kurve zu blechernem Gitarrengeschredder bekommt das Quartett erst mit Verspätung – dann aber richtig: „Who Killed Six“ entpuppt sich trotz ebenfalls rigider Maschinenbeats als sprödes Songbömbchen an der Schnittstelle von Albtraum-Pop und klirrendem Gothic-Rock, bei dem die Stimme besonders manisch durch die Echokammer japst, während „Floored“ sämtliche Cold Wave-Trümpfe ausspielt und sich dabei um gediegenen Minimalismus bemüht. Die zweite Hälfte dieses Albums kommt dann endgültig bei einer elektronisch aufpolierten, aber nicht weniger ruinös wühlenden Version von Joy Division oder The Gun Club an – Letzteres vor allem im ratternden Kracher „Mental“. Und während sich die vergleichbaren Kollegen von Pop. 1280 auf ihrem letzten Longplayer „Paradise“ hier und da im synthetischen Kabelsalat zu verheddern drohten, bleibt bei Sextile alles so glasklar wie zappenduster. „Albeit Living“ kommt auf den Punkt – im bestmöglichen Sinne des Wortes.
Thomas Pilgrim
Veröffentlicht: 02/2018
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