In der Goa/Trance-Szene hat sich Tim Schuldt schon vor einer ganzen Weile einen Namen gemacht und einen ganzen Stapel Maxis und Compilationbeiträge hervorgebracht. Auf diesen hat er schon nicht selten mal die Gitarre ausgepackt und ein paar brettharte Riffs über treibende Beats und Filterfahrten gelegt, was ihm in Goakreisen schnell den Ruf eines Innovators eingebracht und ihn darüber hinaus auch im Industrial-Electro-Sektor als Remixer (z.B. Frontline Assembly) qualifiziert hat. Nun legt der Bochumer mit „First Error Code“ nach seiner Singles-Compilation von 2000 sein erstes „richtiges“ Album vor, für das er sich mit Fair Sex-Fronter Myk Jung zusammengetan hat. Herausgekommen ist eine lupenreine Industrialscheibe im Sinne des Industrial, der in den Neunzigern hauptsächlich aus den Staaten zu uns rüberschwappte. Dancebeats, mal groovy, mal treibend, treffen auf knarzende Synthies, noisige Samples und rockende Gitarreneinsätze, darüber die Stimme von Myk Jung, der hier wohl aufgrund vermehrten Effekteinsatzes um einiges böser klingt als bei The Fair Sex. Immer wieder taucht dann mal ein Sound oder eine Melodie auf, die Schuldt eindeutig als alten Goa-Schrauber identifizieren („Search For Salvation“), was „First Error Code“ letztlich aber zu einem interessanten Cocktail und einer soliden Basis für einen Neuanfang macht, auf dessen Grund viel Spielraum für eine weitere Entwicklung gegeben ist. Daß Schuldt mehr drauf hat als – zugegebenermaßen ordentlich kickende – Tanzmusik, die nur in Clubs oder auf Parties funktionieren muß, hat er mit „First Error Code“ eindrucksvoll dokumentiert, und auch wenn man so etwas wie einen catchy Chorus zum Mitsingen oder einprägsame Hooklines nur selten findet und das Album über seine Gesamtspielzeit recht gleichförmig ausgefallen ist, hat er doch zumindest bewiesen, daß er amtliche Songs schreiben kann, die auch außerhalb eines DJ-Sets funktionieren. Leider ist die Produktion sehr elektronisch-kalt ausgefallen, was zur Folge hat, daß die Gitarren zwar sägen, aber recht wenig Volumen besitzen und sehr unorganisch wirken, was aber auch beabsichtigt sein könnte. Auch daß die Gesangsspuren mitunter etwas untergehen, ist ein bißchen bedauerlich, muß einen aber nicht stören. Vielleicht liegt es auch nur daran, daß mir eine ungemasterte Kopie vorliegt. Auch wenn das Album also noch ein paar Kinderkrankheiten hat, wird es Schuldt alles in allem mit „First Error Code“ sicherlich gelingen, aus dem Goa-Kontext auszubrechen und eine Menge neuer Hörer zu gewinnen, die vorher so rein gar nichts mit seiner Musik am Hut hatten. Als Appetizer ist übrigens am 15. November bereits „Tearing The Fright“ als Vorabsingle erschienen, für deren Anhang Godflesh und Zeromancer je einen Remix von „Traced Back“ beisteuern.
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