Schandmaul
„Unendlich“
(Vertigo/Universal)
Die liegende Acht markiert den Weg von Schandmaul in die Unendlichkeit. Mit einer Endlosschleife sollte man sie nicht verwechseln. Schon das Intro zum Opener „Trafalgar“ zeugt mit seiner effektvollen chromatischen Abwärtsbewegung in Bass und Gitarre (sinkende Schiffe?) und seinem Schub von frischem Wind. Die Armada mag untergehen, die Münchner hingegen haben Oberwasser und so können sie direkt im Anschluss leichtfüßig auf die Walz gehen. Natürlich erfindet sich das Sextett nicht neu. Darauf haben weder die Musiker noch die Fans Lust. Lieber feiern beide Seiten weitere 15 Jahre gemeinsam bei schmissigem Folkrock. Mit Liedern wie „Kaspar“, „Bunt und nicht braun“, „Der Teufel…“ oder dem irisch inspirierten Instrumental „Little Miss Middleton“ ist für ausreichend Partynachschub gesorgt. Euphorische Reaktionen und vielstimmige Chöre dürfte auch die Hymne „Saphira“ hervorrufen. „Baum des Lebens“ steht für die nicht minder beliebte sanfte Seite der Band und bezaubert mit Harfe und Flötenklang. Schandmaul haben all ihre Stärken gebündelt und dieses kreative Kraftpaket mit einigen schicken neuen Accessoires geschmückt: Ein Banjo zupft, eine Uilleann Pipe singt ihr klagendes Lied, hier schummelt sich ein Bossa-Nova-Rhythmus durch die Studiotür („Tangossa“), dort wird Bach auf der Drehleier zitiert („In deinem Namen“). Und wenn am Ende der „Märchenmond“ aufgeht“, darf Gitarrist Ducky ein schwer groovendes, episches Finale ausgestalten, das man so sicher nicht erwartet hätte. Schandmaul haben ihr Meisterstück abgeliefert!
Daniel Berger
Veröffentlicht: 02/2014