(Napalm/Universal)
Vom Duo Satyr und Frost vorab als etwas grundlegend Neues angekündigt, zeigt „Deep Calleth Upon Deep“ das Antlitz von Satyricon tatsächlich mit ebenso ungewohnten wie völlig individuellen als auch sehr interessanten Zügen. Ein steinig-rollender Black Metal-Faktor wird gleich im fesselnden Opener „Midnight Serpent“ grimmig rockend ausgespielt, markant von schleppend inszenierten Auflockerungen durchzogen. Die Norweger Ausnahmen präsentieren sich auf dem neunten Album wirklich glänzend aufeinander eingespielt, was vor allem in Satyrs wunderbar organisch ausgelebten Gitarrenräuschen sowie im exzellent arrangierten, umwerfend ausgeklügelten Schlagzeugspiel von Frost durchblitzt. Besungen wird in erhaben grummelnder, erwachsen keifender Manier, wobei Satyrs Kehlenschärfe jede noch so kleine Nuance nur zweckdienlich würzt. Noch progressiver und artistischer macht das beißend druckvolle „Blood Cracks Open The Ground“ weiter, auf fiese Weise verspielt strukturiert, auf dezent jazzige Art interpretiert. Avantgardistisch? Ja! Ketzerisch-rebellisch dunkelgesegnet mit sagenhaften, unheilvollen Stimmungen, (be)drohenden Atmosphären und gespenstisch spukenden Melodieläufen geht es im beschwörend zelebrierten, doomig giftenden „To Your Brethren In The Dark“ her. Einer der allerbesten Tracks hierauf, einer, der am schnellsten in Ohr, Blutkreislauf und Geist geht. Davon kaum erholt, zieht nachfolgend dieser fantastisch ideenreiche, prächtig hymnische Hit von einem Titelsong die reißfeste Schlinge um den Hörerhals zu. Die Luft, sie bleibt einem aber bei den neuen Notengeschöpfen von Satyricon sowieso des Öfteren weg vor lauter ungewöhnlicher Hörfreude. Denn auch sonst gibt es sehr viel löblich Innovatives, wegweisend Wertvolles und beeindruckend Gekonntes auf „Deep Calleth Upon Deep“ zu entdecken. Viele bemühen sich im Genre um Andersartigkeit, wenige wie die hier meistern diesen Anspruch.
Markus Eck
Veröffentlicht: 10/2017