(Edelstahl Records/Alive)
Gothic-Vocals oder progressive Gitarrenlicks und Rhythmusverschiebungen? Barocke Tastenarbeit auf Speed oder 80er-Jahre Mattenschwinger-Action? Saint Astray liefern das alles und noch ein paar Nuancen mehr und kreieren damit in Kompositionen wie dem Titelstück Musik mit beachtlichem Potenzial. Bahnbrechend neue Ideen findet man auf „Abyss“ kaum. Dafür schafft das Sextett aus Nürnberg einen Mix aus all seinen Einflüssen, der in dieser Form einen eigenen Reiz entwickelt. Das liegt auch daran, dass die Bandmitglieder handwerklich auf Zack sind. Andreas Würth macht als Metal-Shouter keine schlechte Figur und besticht mit samtigem, quasi-finnischem Timbre. Die Rhythmusgitarre drückt, die Sologitarre flitzt das Griffbrett hinauf und hinunter, dass es eine Art hat, die Keyboards rollen Klangteppiche aus und werfen Pianoläufe ein. Passt. Zwar merkt man der Produktion an, dass sie im Rahmen des Möglichen und ohne größeren Schnickschnack stattgefunden hat, gemessen daran klingt das Album aber amtlich. Kritikpunkte? Mit dem fast 12-minütigen „Crossroads“ lotet die Band ihre Fähigkeiten bis an die Belastungsgrenze aus. Trotz guter Ideen büßt die Nummer irgendwann doch etwas an Frische und Dynamik ein. Sei’s drum: Verglichen mit ihrem Debüt ist die Band einen großen Schritt weiter gekommen. Dass sie nun die Ehre hat, als erster Act auf dem neuen Danse Macabre Sublabel Edelstahl Records zu veröffentlichen, ist absolut verdient.
Christoph Kutzer
Veröffentlicht: 04/2017
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