(Holy Roar Records/Alive)
Dreieinhalb Minuten lang wiegen die Briten den Hörer in Sicherheit und täuschen mit Sphärenklängen, die jedem Planetarium zupass kämen, Ruhe vor. Mit „Aftermath“ entführt Sängerin Eva Spence dann bereits in emotional aufgewühlte Gefilde, ehe bei „Rituals“ die Hölle losbricht. Screamo meets Math-Core, Aggrogebolze bis hin zu ausgewachsenen Blastbeats treffen weit gespannte Harmoniebögen, die bei aller Zerrissenheit das gänzliche Auseinanderbrechen der Songs verhindern. Hoch anzurechnen ist der Band, dass sie sich nicht auf das effektive aber ausgelutschte Laut-leise-Muster versteift, sondern von Fall zu Fall variiert. Pianoklänge werden von nervösen Tom-Wirbeln untermalt, aufpeitschende, leicht dissonante Gitarrenpattern bauen Spannung auf, die sich unter Umständen vergleichsweise kompakt entlädt wie im knapp vierminütigen „Balancing The Dark“. Dann wieder lassen Rolo Tomassi die Energien acht Minuten lang fließen. „Alma Mater“ erlaubt sich sogar ein paar regelrecht geradeaus rockende Takte. Natürlich ist das alles ziemlich progressiv und nichts für den schnellen Konsum zwischendurch. Sich dieses Album zu erhören, lohnt aber unbedingt: Aus dem Chaos nämlich entspringt eine Schönheit, die in Stein gehauen ist wie die Obelisken auf dem Cover.
Christoph Kutzer
Veröffentlicht: 03/2018
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