Review
Artist: Robert Görl
Titel: The Paris Tapes
- Artist: Robert Görl
- Label/Vetrieb: n/a
Robert Görl „The Paris Tapes”
(Grönland/Rough Trade)
Robert Görl hatte die Nase voll. Von den US-Behörden, die ihm die Einreise verweigerten, vom deutschen Staat, der ihn in eine Bundeswehruniform stecken wollte – und von seinem DAF-Kollegen Gabi Delgado, mit dem er sich nach dem halb misslungenen 1986er Album „1st Step To Heaven“ frisch zerkracht hatte. Also nichts wie die analogen Synthesizer unter den Arm geklemmt und ab nach Paris. Dort richtete sich Görl nicht nur halbwegs häuslich ein, sondern werkelte auch fieberhaft an seinen Geräten, wobei zehn im Gegensatz zu DAFs muskulöser Früh-EBM vergleichsweise warm umwölkte, mitunter hinreißend melodiöse Stücke herauskamen. Über 30 Jahre ist das inzwischen her, und in all der Zeit haben die unbetitelten zehn Tracks nichts von ihrem minimalistischen, wenn mittlerweile auch anachronistischen Charme verloren. Erinnerungen werden wach an Crash Course In Science oder an Dirk Ivens’ frühe Werke mit Absolute Body Control – mit dem Unterschied, dass „The Paris Tapes“ anders als Görls erstes Soloalbum „Night Full Of Tension“ komplett auf Gesang verzichtet. Der sollte erst in London hinzukommen, wo Mute Records-Chef Daniel Miller bereits darauf brannte, dem Material Feinschliff zu verleihen – woraus nach Görls um ein Haar tödlich verlaufenem Autounfall bekanntlich nichts wurde. Was bleibt, ist ein wunderbar sprödes elektronisches Zeitdokument.
Thomas Pilgrim
Veröffentlicht: 05/2018
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