Richard Ashcroft
„These People“
(Righteous Phonographic Association/Cooking Vinyl/Indigo)
Wenn Richard Ashcroft ein neues Album ankündigt, dann sind ihm gespitzte Ohren garantiert. Allzu oft kommt das nicht vor. Ashcroft gehört nicht zu den veröffentlichungswütigsten Künstlern. Die übliche Frage lautet, ob das Musikformat denn diesmal groß genug für Ashcrofts Ego ist. Geschichten gibt es ja genug und der hagere Brite tat sich in Interviews selten durch Demut hervor. So ist auch „These People“ ganz auf Ashcroft zugeschnitten. Im Video zur Ohrwurm-Single „This Is How It Feels“ konzentriert sich die Kamera komplett auf ihn, ganz nach dem biblischen Gebot: Du sollst keine Musiker neben mir haben. Warum auch, Ashcroft hat sowohl mit The Verve als auch mit seinen Soloalben eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass er ein Songwriting-Gott ist. Entsprechend bescheiden prangt in großen Lettern auf dem Cover einfach nur „RA“. Ägyptischer Götterglanz lässt grüßen. Musikalisch prägen „These People“ auch wieder die großen Gesten. Der Titelsong, der extrem cheesy nach Enrique-Iglesias-Dance-Pop klingt und zur Krönung noch dicke Streicher aufträgt, ist bis unters Dach zugekokst. Im Anschluss folgen große Momente mit „This Is How It Feels“ und dem Verve-Gedächtnissong „They Don’t Own Me“. Richard Ashcroft weiß immer noch, Gefühle so in Songs zu verpacken, dass sie den Schalter im Ohr im Nu umlegen. Britpop ist das vielleicht nicht mehr, Stadionrock a la Coldplay eigentlich auch nicht. Es ist eben Richard Ashcroft. Geile Songs, großer Pop.
Torsten Schäfer