Reptyle
„Night And The River“
(Equinoxe/Nova MD)
Zehn Jahre ist es nun schon her, dass Reptyle den Pfad des Goth-Rock betraten und ihn ohne allzu große Schritte in andere Richtungen weiterverfolgt haben. Mit ihrem dritten Album „Night And The River“ haben sie die Rock-Anteile ordentlich nach oben geschraubt. Was nicht heißen soll, dass dies ein durchgängiges Vollgasalbum geworden ist. Aber es wird an vielen Stellen doch unüberhörbar hart. Dabei sind gerade zwei der sanftesten Stücke die Höhepunkte dieses Albums. Zum einen wäre da das balladenhafte Titelstück, das einen derart schönen, schwermütigen Refrain hat, dass man lange nach Vergleichbarem in der Diskografie von Repytle suchen wird. Die Anmut der Melodie zählt zum Schönsten, was den fünf Ostwestfalen je gelungen ist. Auch „What’s In A Moment?“, eigentlich eher ein Gitarrenwave- als ein Goth-Rock-Song, kann getrost als Allzeit-Klassiker gewertet werden. Diesen beiden Songs ist gemein, dass der Gesang weniger hart rüberkommt als in vielen anderen Reptylekompositionen – wobei das ja eigentlich ein Markenzeichen der Band ist. Auf „Night And The River“ geht es gesanglich jedoch an zwei Stellen auch mal schief: Im Opener „Ghosts And Machines“ wagt sich Sänger Zulu im Refrain in Höhen vor, die ein wenig zu luftig sind für seine Stimmbänder. Auch in „Morning Heir“ klingt es an einer Stelle, als würde es unfreiwillig dissonant. Doch das sind Kleinigkeiten, die ein vom Songwriting her einfallsreiches Album, das zudem das erste Instrumental der Bandgeschichte enthält, kaum beeinträchtigen.
Georg Howahl
Veröffentlicht: 06/2014
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