Nach ihrem Ausflug in Psycho-trashige Gefilde auf „Cold Dark Matter“ präsentieren sich die Norweger Red Harvest auf ihrem neuen Album angepißter denn je und entfesseln einen wütenden Sturm der Verzweiflung. Tiefe Bässe, böse, böse Riffs und aufgekratzte, fordernde Doublebassdrums dominieren das Geschehen, hier wird nicht gebellt, sondern gebissen. Bereits der Up-Tempo-Opener „AEP“ geht dermaßen heftig zur Sache, daß man den aufgelösten Fear Factory schon bald keine Träne mehr nachweint. Die Gitarren schrubben, die Drums hämmern unaufhörlich und erbarmungslos, die Vocals sind intensiv, emotionsgeladen und voller Schmerz, aus dem mit der Zeit Zorn geworden ist. Harte, schnelle Nummern wechseln sich mit harten, schleppenden Nummern ab, und nicht selten ist der Aggressionspegel so weit oben angesiedelt, daß er sich die Höhenluft in manchen Momenten mit Slipknots „Iowa“ oder Slayers „God Hates Us All“ teilt. Nicht zuletzt wegen der eingestreuten Industrialsounds, Drummachines und den oft extremen Delays auf den angezerrten Vocals wirken die Norweger ziemlich unterkühlt, klingen dabei aber wesentlich organischer als beispielsweise oben erwähnte Fear Factory. Red Harvest strotzen auf „Sick Transit Gloria Mundi“ vor Energie und wirken bedrohlich wie Godflesh nach einem Espressoeinlauf und einer ü£berdosis Steroide („Humanoia“), und sie zelebrieren die mechanisierte Melancholie mit schleppenden, doomigen Gitarrenwänden und wehenden Flächensounds („Beyond The End“). Ein rauhes, authentisches Album, mit dem sich Red Harvest einige Aufmerksamkeit erspielen werden.
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